Gastbeitrag: Peter Ripota geht tanzen …

Mirada, Cabeceo & Co

 

Was ich zuvor noch sagen wollte:

In diversen Foren und Gruppen gehen die Wogen hoch und endlose Diskussionen werden geführt, die, wie ich glaube, eh zu nix führen, weil die Vorstellungen davon, was den Tango ausmacht, offensichtlich gegensätzlicher nicht sein können.

Die einen bewahren händeringend (und geschäftlich betrachtet sehr erfolgreich) die Asche, die anderen wollen das Feuer weitertragen, das zweifelsohne immer schon loderte.  Die einen wollen (und brauchen scheinbar auch) Regeln, Grenzen, Verhaltensmuster, die Basse und „tanzbare“ Musik und verkaufen das als den „einzig wahren Tango“.

Die anderen wollen über ihre Grenzen hinausgehen, die musikalischen „Grenzen“ des Tango überschreiten und die Chance nützen, mit diesem genialen Tanz jede Musik zu interpretieren, die ihnen eine Geschichte erzählt, respektive mit Hilfe der Musik ihre eigene Geschichte zu erzählen. Wenn man als Tänzer mehr als eine Geschichte zu erzählen hat, wäre es tödlich langweilig, nur ein Musikgenre, und das dann noch zeitlich sehr eng begrenzt, zur Verfügung zu haben. Das wäre ja so, als wären nur „Schwanensee“ und co wahres und echtes Ballett,  „Josephs Legende“ hingegen nicht mehr tanzbar, und von zeitgenössischer Musik dann ganz zu schweigen.

Nurejew war genial als Prinz im Dornröschen, aber immer nur der Prinz zu sein, wäre ihm vermutlich auch zu fad geworden. Ich habe ihn in beiden Rollen gesehen, in der Wiener Staatsoper, und beide Male war er großartig.

Ich schwiff ab 😉 noch ehe ich zum Thema kam … tschuldigung

dafür gibt´s was zum Hören beim Lesen 😉 („True Klezmer Beauty Tango (ft. anjibee)“ aus ccMixter von hepepe.hu. Veröffentlicht: 2009.)

Es geht hier um einen Mann, der auf einer Milonga tanzen wollte. Dieser Mann ist Peter Ripota, seines Zeichens Physiker, Astrologe, Tanguero, DJ, Autor …

Ein Österreicher, der in Bayern lebt und nach Amerika fuhr, um Argentinischen Tango zu tanzen. Und so war das dann:

Tanz Tango

 

Nein, es war so :

Diesen Beitrag entnahmen wir dem Buch „Tangosehnsucht“ des Autors Peter Ripota, erhältlich auf Amazon:
https://www.amazon.de/Tangosehnsucht-Heiteres-Ernstes-rund-Tango/dp/3839150221/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1469045518&sr=1-1&keywords=Tangosehnsucht

Lasst Blicke sprechen

Anlässlich eines Amerika-Aufenthalts besuchten wir eine Milonga in Washington. Die Menschen dort – zum Großteil jung bis sehr jung – waren freundlich, zugänglich, offen und gesprächsbereit. Sie tanzten auf hohem Niveau, wechselten viel, gaben keine Körbe und kümmerten sich sogar um Neuankömmlinge. Und so hätte es auch für mich ein schöner Abend werden können, wenn nicht – ja, wenn nicht dortselbst eine Verhaltensweise zwingend vorgeschrieben gewesen wäre, deren Grundlagen und Methoden mir immer noch fremd sind: Auffordern mit Cabeceo.
Selbst meine Gattin Monika, in dieser Kunst eine Meisterin, staunte immer wieder, wie schnell das ging, wie rasch sich die Paare fanden, wie oft man/frau am Ende dasitzt oder steht und sich wundert, wo all die potenziellen Partner hin verschwunden sind. Wie auch immer, die anderen waren immer ziemlich schnell gepaart und auf der Tanzfläche verkoppelt. Ich hätte doch ein Seminar bei Theresa F. absolvieren sollen, einer Münchner Veranstalterin, die viel Wert legt auf die Einhaltung argentinischer Verhaltensregeln. Aber was nicht ist, muss eben noch werden. Kann doch nicht so schwierig sein. Zum Beispiel meine Nachbarin. Ich könnte sie ja einfach fragen: Gnädige Frau … halt in Englisch. Aber das ist ja verboten. Also schaue ich sie von der Seite an, sehr mühsam, schließlich bin ich keine Eule, die den Hals um 180 Grad verdrehen kann. Egal, was sein muss, muss sein. Die Dame denkt anders und starrt gerade aus. Als meine Halsmuskeln zum Zittern anfangen, drehe ich meinen Kopf kurz weg, und in dem Augenblick sieht sie mich an. Verpasste Chance.
Na gut, gegenüber, in der anderen Ecke des Saals, sitzt eine junge Dame, die beim Paarungsspiel aus mir unverständlichen Gründen übrig geblieben ist. Mein Blick geht natürlicherweise, mit ganz entspannten Halsmuskeln, in ihre Richtung. Irgendwann werden sich doch die Blicke kreuzen, irgendwann muss sie ja auch mal in meine Richtung – Sie aber starrt auf die Tanzfläche, folgt offenbar einem Herrn, den sie, wenn er ihre Ecke kreuzt, mit all ihrer Verführungskraft anlächelt, doch der ignoriert sie. Kein Wunder, er tanzt ja. Irgendwann merkt sie das Sinnlose ihres Tuns und wendet den Blick ab – in meine Richtung. Meine Chance! Aber in dem Moment setzt sich ein Herr genau vor sie und unterhält sich angeregt mit seinem Nachbarn. Na gut, ich brauche ja nur meine Sitzposition leicht verändern, dann ist der Blick wieder frei. Also einen halben Meter nach links gerückt – da unterhält sich die Dame intensiv mit einer Bekannten, und als die weg ist, starrt sie in hingebungsvoll ihr Handy. Wieder nichts.
Irgendwann geb ich’s auf. Hat ja doch keinen Zweck. Und auch auf die Gefahr hin, wegen Regelverstoßes den Saal zwangsweise verlassen zu müssen (draußen auf der Straße hat es immer noch 35° Celsius, also kein Problem) wende ich mich wieder meiner Nachbarin zu (sie sitzt immer noch an der gleichen Stelle) und frage ganz regelwidrig: Wollen Sie tanzen? (Auf Englisch natürlich). Gleich der erste Schreck: Ich habe „mit mir“ zu sagen vergessen. Denn natürlich will sie tanzen, aber mit dem Märchenprinzen, wie alle Damen, während ich – „Sure“ sagt sie, auf deutsch etwa: „Warum nicht gleich?“. Na also, geht doch, auch ohne Spezialseminar.

 

 

Also Spezialworkshop „Zwinkern und Nicken“ bieten wir nicht an, aber wir freuen uns immer über euren Besuch bei uns  😉  😉  😉

Ich hoffe ihr hattet Spaß und freu mich auf euch !!!

Alles Liebe

Alessandra

SyS

 

Bildquellen dieses Beitrags

  • Monika & Peter Ripota: Peter Ripota | all rights by werk-2

2 thoughts on “Gastbeitrag: Peter Ripota geht tanzen …

  1. Großartiger Blog – passt bestens zur Situation in Wien – Cabeceo ist noch nicht so en vogue – daher am besten `Learning by Trying´ d.h. direkte Aufforderung versuchen – mehr als eine `fade Ausrede´ oder ein klares `Nein´ dazu ev. “ jetzt nicht ´ (hat Dauerwirkung !) – kann ja nicht passieren – Es ergibt auch dankbare Bereitschaft mit Erfolg nachder Aufforderung !!! Old Tangoholic Harry 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.