Gastbeitrag : Der wahre Tango

Hallo ihr Lieben

da bin ich wieder mit einem Gastbeitrag, über den ich mich sehr freue und der Frage:

Welcher ist der wahre Tango?

Empfehlung 1 by DJ Noneo

Meine Herangehensweise als DJane ist ja eher eine subjektive und unbedarfte, wenn man so will, weshalb mir auch MC für mich besser gefällt … ich lege ja tatsächlich nur auf was mir gefällt, will sagen: alles was ich selber gerne tanze und womit ich glaube gleichgesinnten Tänzern eine Freude oder Herausforderung zu bereiten.

Umso mehr freut es mich, euch die Meinung eines echten Profis präsentieren zu dürfen:

Gregor Nottebom alias DJ Noneo !

Gregors musikalische Laufbahn begann im zarten Alter von drei Jahren mit „musikalischer Früherziehung“ und entwickelte sich von da an stetig weiter. Kinder- und Kirchenchöre, Auftritte im Essener Opernhaus in verschiedenen Kinderrollen, ab dem neunten Lebensjahr klassische Klavierausbildung. Schon als Teenager war er im Essener Kammerchor engagiert, unterrichtete selbst schon Klavier und wurde dritter beim Landeswettbewerb „Jugend komponiert“. Er studierte selbstverständlich Musikwissenschaft und schloss dieses Studium auch ab, ebenso wie später noch Philosophie, Germanistik, Pädagogik und Komperatistik. Auch ist er -wen wundert`s- Pädagoge für musikalische Früherziehung. Zum Tango kam er 1996 in Wuppertal und wurde ihn nicht mehr los … (aber das Phänomen ist uns allen ja bestens bekannt…)

Wenn ihr über Gregors Aktivitäten und viel Spannendes aus der Tangowelt auf dem Laufenden gehalten werden wollt, kann ich euch seine Facebookgruppe „Tangohardcore“ mit über 5000 Mitgliedern ans Herz legen (wir sind auch dabei 😉 )https://www.facebook.com/groups/757829734303527/

Nun will ich euch aber nicht länger auf die Folter spannen, das sagt DJ Noneo zum wahren Tango:

Empfehlung 2 by DJ Noneo

Welcher Tango ist der wahre Tango?
Kleine Plauderei aus meinem DJ-Nähkästchen 😉

>Traditionell, modern oder gemischt?<

– Um kurz zu antworten: Ja! 😉

– Mir ist durchaus bewußt, daß sich in diesem ausgewählten Kreise Vertreter aller Ansichten, welcher Tango der wahre und richtige Tango sei, befinden. – Jedoch nicht nur deshalb, auch aus persönlicher Überzeugung schicke ich voraus, daß es mir weder um Polarisation noch um Präferenzen für die eine oder andere Auffassungsweise geht! Im Gegenteil!!! 🙂
– Persönlich ist es für mich wichtig, die drei verschiedenen Spielarten wohl zu unterscheiden, sie aber nicht zu trennen. Ob Tänzer, Veranstalter oder DJs den frühen, mittleren oder späten Di Sarli, das Cachivache-Quintett oder Otros Aires bevorzugen, ist im besten Fall Geschmackssache und im schlechtesten Fall eine Glaubensfrage! Religion und Fanatismus haben im Tango aber nichts verloren! Nach meiner Auffassung stehen alle Formen und Gattungsarten nicht beliebig (!) aber gleichberechtigt nebeneinander.
– Da die meisten Djs maximal einen musikalischen Themenbereich kompetent ausfüllen, hat es in der Anfangsphase etwas gedauert, bis man sich daran gewöhnt hatte, daß tatsächlich alle drei Modi – traditionelle, moderne und gemischte Milongas zu meinem Repertoire gehören.
– Inzwischen verteilen sich meine Auftritte in den Locations, in denen ich regelmäßig auflege, im Verhältnis 1/3 traditionell, 1/3 modern, 1/3 gemischt.
– Als Dj verstehe ich mich nicht zuletzt als Dienstleister! In der Praxis ist also nicht die Frage entscheidend, welcher Tango nun der wahre Tango sei, sondern: welches Publikum ‚bediene‘ ich gerade … – … welche Palette kann ich nutzen? Daß ich mich hierbei ebenso zuverlässig wie leidenschaftlich an den Auftrag und die jeweiligen Salongepflogenheiten halte, hat sich inzwischen unter den Fans und den meisten Veranstaltern herumgesprochen.
– Ausschlußkriterien: Conditio sine qua non ist, daß es sich um eine Tangoveranstaltung (!) handelt, für die ich gebucht werde! Das klingt selbstverständlich, aber es gibt die sonderbarsten Biotope 😉 Ich bediene keine Discogänger (auch wenn es ‚freetango‘ genannt wird) ! – Daher spiele ich sogenannte nontangos (auch kein Gattungsbegriff 😉 ) nur selten und wohldosiert. Die Zeiten, in denen die eine Gotan-CD rauf und runter genudelt werden mußte, sind lange vorbei! Es ist 2017 überhaupt kein Problem mehr, einen Abend mit niveauvollen und modernen Tangos zu gestalten, ohne auf andere musikalische Gattungen ausweichen zu müssen. Lediglich Walzer sind in dem Genre echte Mangelware! Hier freue ich mich über Tips!!!
– Was die Tradition betrifft, beachte ich natürlich die historische Kohärenz der jeweiligen Tanda, sowie die üblichen Formen und Gepflogenheiten, wie Cortinas und die Abfolge: T – T – M – T – T – V …! – Das arrogante Selbstverständnis mancher Salons, ihr elitäres Standesdünkel dadurch zu unterstreichen, daß sie noch innerhalb der Tradition enge zeitliche Grenzen setzen – sogenannter ‚Tango Encuentro‘ – wird von mir aus ästhetischen und sozialen Gründen jedoch keinesfalls unterstützt!
– Tango bedeutet nach meiner Auffassung nicht Ausgrenzung sondern Begegnung und Entwicklung! Daher fördere ich, daß alle seine Erscheinungsweisen friedlich nebeneinander koexistieren oder sich vermischen dürfen.- Tango repräsentiert den Geist und die Bedürfnisse seiner Zeit. Und was wir in unserer Zeit am meisten brauchen, ist jenseits der allseits beschrieenen Identitätsfindung, besonders aber Offenheit, Toleranz und Kommunikation.
– Aus diesem Grunde – und wegen meiner Musiksucht 😉 – habe ich ‚tangohardcore‘ gegründet und bin DJ geworden. – Show und Selbstdarstellung gehören zum Handwerk. (Hierzu mehr an anderer Stelle.) Doch das Klappern ist nicht meine Triebfeder!!!
– Im ‚wahren Tango‘ geht es nicht um Eitelkeiten. Tango bedeutet Menschlichkeit als Wechselspiel von Musik und Liebe. Hierfür kämpfe ich mit all meiner musikalischen Kraft und Kompetenz!

 

JA ! Lieber Gregor, ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bedanken für dein kompetentes Plädoyer in Sachen Toleranz und Vielfalt. Dem kann ich mich inhaltlich voll anschließen. Dass ich selbst sehr auf nontangos stehe, weil ich es einfach geil finde Bach, oder Falcos Jeannie zu tanzen, wissen eh alle, die mich kennen und das wird unserem gemeinsamen Verständnis sicher keinen Abbruch tun. Ich würde mich sehr freuen dich mal bei unserer EDO Neolonga als Gast DJ berüssen zu dürfen !!!

 

Und euch ihr Lieben wünsche ich wie immer viele Tangos, die euer Herz berühren, die euch zum Lächeln oder Lachen bringen, und ich wünsche mir, euch am Donnerstag bei der EDO italian night zu sehen !!!

Bis dann alles Liebe

 

Alessandra

SyS

Alexandra Seitz

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10 thoughts on “Gastbeitrag : Der wahre Tango”

  1. Ich liebe den Tango und dabei vor allem seine Vielseitigkeit und die Möglichkeiten des Ausdruck die er bietet. Ich spreche dabei aber vom Tanz und nicht von der Musik. Und dabei bin ich bei meiner Frage angelangt: gibt es keine „moderne Tangomusik“? In einigen Voten liest man hier von den Problemen der Tangoszene – Bsp.: „bei drei bis vier Stunden EdO Musik muss man schon ein echtes Sonnenscheinchen sein, um nicht in schwere Depressionen zu verfallen“. Für mich liegt die Problematik nicht an dieser Stelle. Ob herzzerreissend oder lupfig, das spielt keine Rolle. Es ist die Art der Musik, wie sie gemacht ist. Ob Tango, Milonga oder Vals – fast immer ist sein Stil sehr fremd und altbacken. In meinen Ohren, ich schreib es bewusst deutlich, ist es Volklore. Ich höre diese Musik nicht gerne – und das liegt bestimmt nicht am Alter, denn ich bin nicht mehr der Jüngste. Nach einer Stunde Milonga-Musik kann ich mich nicht mehr konzentrieren ob dem „Gedudel“. Entweder verfalle ich ins „Trübsalblasen“ und verliere die Konzentration oder ich muss lachen, über so viel Lebensfremdheit. Wer hört diese Musik hier in Europa zu hause? Wann und wo wird sie am Radio gespielt. Es ist eine Musik einiger Liebhaber, und die sollen sich daran freuen – das mag ich ihnen gönnen. Ich höre ja auch nicht arabische Musik und nicht welche aus Sri Lanka oder Serbien. Dazu fehlt mir der Zugang. Wo gibt es Tango-Musik für mich und auch viele junge Tänzer???????????? Musik mit Schlagzeug, E-Gitarre, Bass, …. und nicht mit Handorgel und Geige! Oh, ich weiss, jetzt habe ich einen Nerv getroffen. Aber ich kenne viele Tänzer, die ähnlich denken und auch leiden.

  2. Pingback: virtual2 Gregor Nottebom - ATango-blog

  3. Pingback: Virtuelles DJ'ing... Die Zweite bei der EDO - ATango-blog

    • Hallo Jochen,
      vielen Dank für deinen Besuch auf unserem Blog !!! Ich verrate dir dafür einen meiner Lieblingswalzer, den unsere EDO Tänzer auch sehr mögen : „Pica do 7“ von Antonio Zambujo
      du findest ihn auf Youtube Pica Do 7 https://g.co/kgs/EWV41I
      das ist Sommer, Sonne, Portugal, Spaß ….. kann man dann an den Gesichtern der Tänzer sehen 😉
      Sag bitte Bescheid, ob du ihn schon kanntest, das würd mich interessiern…
      Liebe Grüße aus Wien !!!
      Alessandra

  5. Liebe Alessandra,
    danke für die so liebevolle Anmoderation und die Veröffentlichung meines Beitrags.
    – Die Verwendung von Nontangos, ist für mich eine Frage der Dosierung und des Publikums. – Ja … die Versuchung ist manchmal auch für mich sehr groß … es gibt endlos viel schöne, passende und sehr gut tanzbare Musik …
    – … das ist aber auch das Problem … gerade die Vielfalt depraviert leicht zu Beliebigkeit. – Bei der Mischung moderner und traditioneller Tangos streiten sich hier ja schon die Geister … beim sogenannten ‚Nontango‘ ist der Geschmack des Publikums besonders schwer zu treffen. – Ich habe da als Tänzer allzuoft sehr abschreckende Erfahrungen (übelste Popmusik, 2 Stunden Irische Folklore … ) machen müssen.
    – Solche Ereignisse sind zwar nicht die Regel aber auch leider nicht die Ausnahme und verderben zu Recht den Ruf der Neo-Szene.
    – In diesem Sinne ist es also auch ein wenig Strategie, daß ich dem schlechten Image von modernen Tangoveranstaltungen durch die bewußte Rücknahme anderer musikalischer Gattungen ein wenig entgegensteuer 😉
    – Grundsätzlich bin ich zur rechten Zeit am rechten Ort allerdings auch zu jeder musikalischen Schandtat bereit 🙂
    Sehr gerne komme ich mal nach Wien!!!
    Gracias y forte abrazo Tanguera :-*

    • Lieber Gregor,
      vorerst nochmal vielen Dank für den fundierten Beitrag und den Kommentar.
      Klar, es gibt grottenschlechte traditionelle Milongas, bei denen sich mir die Zehennägel aufdrehen und die Langeweile mich in einen schier komatösen Zustand versetzt, aber es gibt auch gute traditionelle Milongas, selbstverständlich, auch wenn ich nie ein Fan von Ausschließlichkeit bin und werde. Genauso aber gibt es furchtbare Neolongas, da stimme ich dir zu, auch dass die Vielfalt der Musik es nicht einfacher macht den Geschmack des Publikums zu treffen. Nun ist es für mich aber so, daß ich selbstverständlich ein Konzept habe, wenn ich auflege und mir natürlich überlege, was ich spiele und wann. Wenn ich merke, dass die Stimmung kippt halte ich auch nicht an der Playlist fest, die ist ohnehin variabel. Ich spiele auch ausschließlich Musik die mir gefällt, eben weil ich auch eine Geschichte erzählen will. Ich für mich fände es extrem schad, wenn die vielen wunderbaren Musikstücke, die es eben gibt, nicht betanzt werden würden, zumal der Tango eben das Werkzeug bietet alles tanzen zu können. Unsere Milonga ist ja eine kleine, zumal schon räumlich und natürlich ist auch das Publikum begrenzt, das unsere Philosopie des Tangotanzens teilt, aber wir haben immer sehr viel Spaß und keine Verletzten trotz fliegender Beine und Damen….. Das schönste unbewußte Kompliment, das ich jemals für „meine Musik“ bekommen habe war, als ich ein Mädel fragte, ob es für die nächste EDO einen musikalischen Wunsch hätte, die Antwort: Nein, überrasch mich einfach wieder !
      und das ist es auch, was es für mich so spannend macht: zu sehen wie die Tänzer reagieren, ihr Lächeln zu sehen und gar nicht selten das Lachen zu hören!
      So, das war wieder ein Plädoyer für Vielfalt, aber dass du auch vielfältig auflegst bezweifle ich nicht!
      In diesem Sinne freuen wir uns, wenn wir dich mal hier in Wien bei unserer EDO begrüßen dürfen, alles Liebe Dir !!!!
      Alessandra

  6. Super Beitrag von Gregor – mit dem ich über Reinhard Trinbkler (Comic Book- und nobler `Graphic Novel`-Autor persönlich und nicht nur FB-befreundet bin – der auch fast täglich nicht nur einen Beitrag auf FB Start stellt … Der Kontaat entstand natürlich durch Tango-Konnex – Reinhard´s Papa Günter ist seit Jahren T@ im Umkreis von meiner T@ Maestra Nastasja Sas – die im übrigen am 25.d.M. im Palais Palffy eine Milonga veranmstaltet – 1 Tag vor ihrem Geburtstag – ein `must´für mich, dabei zu sein – und morgen auch bei EDO – wenn ich es nach Orfthopaeden Besuch schaffe … ! Thx für den tollen Beitrag – gelegentlich mehr zum TGhjema !… Abrazo , Tangfo-Harry

    • Hallo Harry,
      vielen Dank Für deinen Kommentar. Schade, daß du es am Donnerstag nicht geschafft hast zu kommen… viele schöne Tangos dir, und bis zum nächsten Mal !!!
      Alles Liebe Alessandra

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