Tangofeeling oder was???

Tja ihr Lieben, da bin ich mal wieder…. Und frage mich : was ist nun das Tangooohhhhfeeeeeeling?

Ich lese viel auf social media und verfolge kommentarlos viel output ohne mich zu äußern. Streitgespräche, Meinungsverschiedenheiten, Beschimpfungen, Rechthaberei und Intoleranz. Und all das beginnt mich zu langweilen…Was ist so schwer daran jedem seine Freud zu lassen? Da gibt es nicht enden wollende Diskussionen über Musik und Tanzstile im Tango. Tradi mag Tradimusik. Neo mag Neomusik. Neo mag meist auch Nontangomusik. Gut. Also jeder konsumiert, was er eben mag. Wo ist das Problem?

Ein von mir geschätzter Kollege postete unlängst ein Musikstück und schrieb dazu : „da gibt es welche, die würden das Neo Tango nennen, aber ich würde eine Mischung aus Tango und Boogie drauf tanzen.“ Ich war kurz versucht das zu kommentieren : wenn das jemand als Neo Tango bezeichnet, ist er ein Ahnungsloser, denn es war eindeutig ein Non Tango, sprich ein Musikstück mit keinem klassischen Tango beat. Aber natürlich kann man drauf Tango tanzen. Weil man, wenn man mag, auf ALLES Tango tanzen kann. Oft schon definiert : Tango (EdO und davor und auch danach), Tango Nuevo (Piazzolla), Neo Tango (electro Tango, gegenwärtige Ensembles, die traditionelle Musik neu interpretieren, oder eigene Kompositionen derselben…) Non Tango (alles, worauf jemand Lust hat Tango zu tanzen!!!!!!!!!) und da wären wir beim nächsten Punkt : ein weiterer geschätzter Kollege, der eigentlich recht liberal eingestellt ist, bringt plötzlich das Tangohhhhhfeeeeeling ins Spiel. Ja, eh klar….. Aber was bitte ist nun das Tangooohhhhfeeeeeeling????? Er meint, daß man (oder vielleicht präziser: er, um ihm nichts zu unterstellen ) auf zeitgenössische, sagen wir mal Pop Musik (das nennt er dann auch gern „Gedudel“) , kein Tangohhhhhfeeeeeling haben kann. Da möcht ich sagen : kann ich DOCH, kommt halt auf die Musik an. Und es ist dann keine Ü50 Party, und wenn die Musik a bissal hipper ist, kommen nämlich auch junge Leut, Gott sei Dank!!!! Das schönste Kompliment für XPT haben wir heute bekommen (von einem jungen Mann) : “ohne euch hätte ich mit Tango schon längst aufgehört! „

Tangooohhhhfeeeeeeling kann ich beispielsweise haben, wenn ich Lhasa de Sela höre, oder Elliot Moss, oder Bach, oder Tom Waits, oder Metallica, oder Falco, oder Bajofondo, oder, oder, oder…

Tangooohhhhfeeeeeeling ist für mich nicht abhängig von der Schlagzahl, sondern davon, was die Musik transportiert. Wenn ich zb das „Ständchen“ höre (leise flehen deine Lieder), will ich Tango tanzen. Ist kein Tango, aber für mich drückt er auch genau das aus, was vermutlich damals die Einwanderer in BA spürten: Sehnsucht!

Ich kenne kaum etwas, das mehr nach Sehnsucht klingt….



Wir haben dazu getanzt mit dem wunderbaren Wiener Salon Ensemble im Stadtpark, ein unvergesslicher Tag….

Einer meiner ersten Non Tangos war „little drop of poison“

mit Peter versteht sich.. Ich hab grad mal 3 Monate Anfänger Kurs hinter mir gehabt (Peter lebte da noch in Augsburg) und ja da hab ich bemerkt wie viel Interpretationsspielraum man hat, und wie witzig und verspielt Tango auch sein kann, wenn man ihn lässt, wie näckisch und kokett. Und da fing es an mir wirklich zu gefallen. Klar, meine persönliche Lovestory trug dazu bei, aber nur EdO würde für mich tänzerisch nicht mehr funktionieren. Ich will meinen Schwanensee auch mit Tango interpretieren und das kann ich. Und „creep“ in allen Varianten. Und wenn die Sonne langsam untergeht, will ich ohne Musik, nur unseren gemeinsamen Herzschlag tanzen. Und das kann ich : mit Tango!!!!

Tangooohhhhfeeeeeeling ist für mich: meine Sehnsucht tanzen, meine Freude tanzen, meine Angst und meine Not, meine Liebeserklärung tanzen, mein hier und jetzt tanzen, tanzen… Und die Musik ist das Vehikel, das mich trägt, das mir hilft meine Geschichte zu erzählen . Und jeder hat seine eigene Geschichte, jeder seine Musik, die ihm hilft seine Gefühle auszudrücken.

Ich freu mich sehr, dass heute eine sehr bekannte Wiener DJane bei uns zu Gast war, die selbst traditionelle Milongas veranstaltet. Der „Gegenbesuch“ ist fix, sie hat mich echt neugierig gemacht mit ihrem Konzept. Und da bin ich auch schon bei der Konklusio: tangohhfeeling ist was sehr Individuelles.

Aber, was ich mir wirklich wünsche : wir sind eine recht kleine Community – Europa – oder Weltweit….. Können wir einander bitte mit Respekt begegnen : neos, tradis, queers, mixed, was auch immer : Tango ist für ALLE, lasst uns Tango gemeinsam weiter entwickeln, lasst uns miteinander tanzen,……

Es gibt nur eine Regel : Respekt, wie im wahren Leben…

Wir freuen uns schon auf viele schöne Tangos mit euch

Herzlichst

Alessandra

SyS

3 thoughts on “Tangofeeling oder was???

  1. Kann das nur ergänzen, denn auch als nicht mehr ganz so Junger (65) inspirieren mich die XPT-Milongas am meisten und bringen immer die schönsten Abende!

  2. Danke für die Blumen „sehr bekannte DJane“ 😉
    Ich war gestern Samstag zum ersten Mal auf der XPT-Milonga in der Galeria und will schreiben, dass der Abend sehr nett war, ich habe zwei besonders schöne „Runden“ getanzt und eine sehr nette Bekanntschaft mit einem Touristen aus Regensburg gemacht. Wir haben uns sehr angeregt über die Tangoszenen in D und A unterhalten. Ich tanzte auch mit dem Regensburger zu Musik die ich zwar schon irgendwann und irgendwo gehört habe, aber noch niemals Tango dazu getanzt hatte. Es hat funktioniert 🙂 , wir kannten uns absolut nicht und es war sehr angenehm mit ihm zu tanzen. Scheinbar haben wir die „selbe“ Musik gehört, das hilft natürlich ungemein beim Tanzen 😉
    Ich lege beim DJing mit Herz und Seele traditonelle Musik „traditonell“ auf, mein Schwerpunkt 30er und 40er Jahre, die Cortinas versuche ich meist auf die folgende Tanda abzustimmen.
    Ich vertrete aber trotzallem die Meinung, dass man zu jeder Art von Musik „Tango“ tanzen kann. Beherrschen beide die „Technik“ und können sich aufeinander einlassen, funktioniert das.
    Die Musik ist für mich ein sehr wesentlicher Faktor beim Tanzen (egal welche Tanzart), gefällt sie mir nicht, dann animiert sie mich auch nicht zum Tanzen, egal zu welcher Art von Musik.
    Ich werde sicher öfter mal bei XPT vorbeischauen, selbst wenn ich einfach „nur“ sitze und der Musik lausche und mich gut unterhalte.
    Ich wünsche euch weiterhin guten Erfolg für eure Veranstaltungen und freue mich auf euren Besuch an irgendeinem Sonntag zu Mittag im WUK.
    Liebe Grüße y Abrazos – Sylvia

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