virtual DJing

Phase 1 ist ohne Probleme gelaufen — „Pörnbach mit Gerhard in Wien“.

 

Was klingt wie der Beginn eines science fiction Romans von Stanislav Lem, ist der erste Teil eines Plans der Wiener Neolonga „EDO“. Das Vorhaben, mehr von der real existierenden Kommunikations- und DJ-Eventtechnik in die gute alte – bis sehr alte Milongastruktur einzubinden und zu nützen.

Lasst uns mal mit dem „virtuellen DJing“ beginnen um demnächst mit dem DJing als eigenständige Kunstform weiter zu machen.
„Virtuelles DJing“ ist ja erst mal nichts Anderes, als die physische Abwesenheit eines DJˋs, der aber als Urheber des Musikmixes persönlich bekannt ist.
Nu, es ist ja oft genug so, dass der DJ sich hinter seine Rechner vergräbt, nicht als Künstler in den Fokus geraten darf und, ob der immer wieder sehr ähnlichen Musik eh schwer auszumachen ist.
Also wäre die fade Eintönigkeit, der meisten, vornehmlich „traditionellen“, oder auch langweiligen „Popolongas“ in Warheit eine Inovation im Sinne des „virtuellen DJingˋs“?

Ein verwegener, aber offensichtlich abwegiger Gedanke 😉

Lasst uns mal von dem Ausgehen, was uns wichtig ist, uns, die ihre Milongas nicht als Marketingunterrstützung einer mehr oder weniger wertigen Unterrichtsstruktur verstehen. Uns geht es um die Neolonga an sich, um die inhaltliche Wertigkeit des Abends, und darum dass es zwar ein gemeinsames Erleben aller Beteiligter gibt, aber doch auch eine klares Angebot des DJˋs, der sich nicht als Dienstleister, sondern als Künstler versteht und somit eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Gebotenen voraussetzt, die Bereitschaft ein Stück gemeinsamen Weges zu gehen, der durchaus auch für Überraschungen gut ist 😉
Die inhaltliche Auseinandersetzung wird zwar in einer schier unfassbaren Heftigkeit in so manchen Internetforen „ausgfochten“, beschränken sich aber doch in der Regel auf die Frage, was denn nun der echte Tango sei und was nicht. Sprich: welche Musik ist Tango und welche nicht.
Das halte ich für so „sinnlos wie einen Kropf“, weil es so viel wichtigere und spannendere Fragen und Entwicklungen gibt als sich „Tangopopulistisch“ den Schädel einzuschlagen und dann zu müde zum Tanzen zu sein ;-)))))
Fragen wie:
  • – welche Musik lässt sich wie tanzen?
  • – Warum kommt das Tanzen der musikalischen Entwicklung nur so schwer hinter her?
  • – Wie wirkt sich das Ambiente auf den Tanz aus?
  • – Haben wir das Miteinander im Tango auch nur annähernd da wo es sein kann balance-2108022_1920-01oder wo wir es haben wollen?
  • – Gibt es ein von „Ich – zum Wir – zum Alle“ und wie lässt sich das Befördern?
  • – und so weiter……………..
Wir kommunizieren im Tango quasi weltweit und in Echtzeit, springen zwischen Foren für musiktheoretische Betrachtungen, (Tanz)partnerforen, und diverser Tangoblogs hin und her, aber selbst in grösseren und grossen Städten herrscht der lokale und gewohnte Einheitsbrei – unabhängig von der Stilrichtung. Es ist zum Teil ja auch verständlich, da es halt eine sehr überschaubare Zahl an Akteuren vor Ort gibt und diese eh schon meist für lau arbeiten. Sprich GastDJˋs können nicht angemessen bezahlt werden (von was auch). Und für „keine Gage“ auch noch die Reisekosten selbst zu bezahlen macht herzlich wenig Sinn.
Klar, wir DJˋs versuchen das mit ner Menge Zeit und Geld auszugleichen ( der eine mehr, der Andere eher weniger ;-), aber etwas Hilfe wäre schon angezeigt.
Hilfe, die ja da ist, DJˋs mit denen wir vernetzt sind brauchen bloss eine taugliche und kostensparende Infrastruktur mit ihrer Idendität und ihrer Kunst zu reisen.29042017-133526
Nu, das machen wir ja andauernd im Internet und die vorhandene Technologie ist inzwischen so leistungsfähig und preiswert bis eh bereits vorhanden, dass ich mich über uns selbst wundern muss, dass ich zwar meinen Enkel in vielen Facetten in Bild und Ton aufwachsen sehe, aber von Kollegen oft nur die ellenlangen langweiligen und abstrakten Sessionlisten kenne.

Asche auf mein Haupt…;-)

Es ist an der Zeit das Selbstverständnis der im Tango agierenden DJˋs gründlich zu entstauben, was zwei wichtige Entwicklungen lostreten kann:
– eine klarere Definition der DJˋs als Künstler im weitesten Sinne und dadurch eine deutliche Steigerung der Wertigkeit, sprich Motivation, aber auch ein Abschied von der die letzten Jahre massiv vertretenen Doktrin, dass der Tango mit einer käuflich zu erwerbenden „Tütensuppe“ aus Regeln und einer extrem abgespeckten Musikauswahl quasi von jedem zu machen ist ( nach Besuch der zugehörigen workshops ;-( )
– Das Tangopublikum erlebt den Abend deutlich intensiver, nimmt mehr wahr, wer das hier eigentlich realisiert und nimmt auch noch das Gefühl mit, Teil von etwas Größerem zu sein, von etwas Lebendigem ( und damit meine ich nicht Teil eines fragwürdigen Weltkulturerbes 😉
 Wenn die DJˋs somit deutlich an Profil gewinnen, kann das Publikum auch besser einschätzen was bei welcher Milonga geboten wird. Da wir ja alle schon gross sind, ist es die Verantwortung des Besuchers welche Mi-, oder Neolonga er wann besucht.
Kommt jetzt noch die Möglichkeit hinzu virtuelle events einzubinden, kann die Milonga ein Fenster zur globalen Tangowelt werden. Ob online oder offline, lokal, national, international…….. egal, ein grosses Gebiet für reale Inhaltlichkeit in dem was Tango ist, nämlich einer der intensivsten Paartänze, die nicht im Ghetto einer Tanzschule, sondern im „öffentlichen Raum“ stattfindet und der in direkter Verbindung mit der Musik steht, die die Tänzer trägt.

Wär doch was? oder? 😉

Zum Schluss dieses Kapitels sei nicht unerwähnt gelassen, dass es, so man es richtig anstellt ( Kooperation in der Szene etc.) das finanzielle Risiko dabei relativ gering ist, und Qualität endlich wieder auf Know-How, Kreativität und die Fähigkeit setzt, sich einzulassen und weiter zu entwickeln.
Wir bleiben dran und sind ur gespannt wo das hinführen mag 😉

 

Erstmal  von Wien > Pörndorf / Pörndorf > Wien ………(und vielen Dank an Gerhard:-))

Hier sind rund 8 min der o.a. Neolonga

Peter Seitz

Aus Deutschland hier in Wien eingeheiratet ergeben sich nicht nur mit dem Tango neue Perspektiven 🙂

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