Butter bei die Fische – Bondage, Loftbestien und Tangopäpste

Ach ja ihr Lieben, da bin ich wieder mal und eigentlich wollte ich euch zuerst von der wunderbaren Neolonga in Graz berichten, aber ein aktuelles Thema (welches es schon genau so vor 10 Jahren gab) ficht mich an meine Sicht der Dinge Kund zu tun.

Es gab kürzlich eine Tangoveranstaltung in Berlin im Tangoloft mit hochkarätiger Besetzung, wie ich las. Elio Astor – DER NeoTJ, Carlos Libedinsky – Godfather of Neotango und eine Bondage performance……uuhhhhhhahhhh!!!!!!! na was da kam war ja klar: der Aufschrei der Gerechten, der Tangopäpste und der Beschützer des EINZIG wahren und seligmachenden Tango. Und wie auch schon vor zehn Jahren hieß es WÖRTLICH: braucht der Tango das ????

Thomas Kröter teilte folgendes Video und kommentierte es sehr wohlwollend: https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=2580788135334074&id=100002087373978

was ihr in den Kommentaren lesen könnt ist zum teil dummdreist, frech und beleidigend. (falls die Kommentare gelöscht werden, fragt mich, ich hab sie archiviert). Man muss sich schon durch ALLE Kommentare quälen, dann kommt man zu Aussagen wie : „Das ist einfach Scheiße. Egal ob Mann oder Frau. Wollen diese Loft-Bestien das machen? Dann gut, aber nicht als Tango präsentieren. “ „Das ist KRANK“ kommt kurz drauf. So postuliert von einem Tangojüngling, der sich nun schämt in Deutschland zu leben. Da aber sehr gerne unterrichtet und Kohle macht mit dem einzig wahren Tango in die argentinische Blut. Ich kenne ihn noch aus Wien, wo er noch in die sprichwörtlichen Tangowindeln geschissen hat. Pardon, wo er noch an seiner Karriere feilte, meinte ich natürlich.

Vor zehn Jahren gab es ähnliche Tiraden von Cassiel dem Tangoerzengel zu ähnlichen und vermeintlich schlimmeren Veranstaltungen und performances : https://tangoplauderei.blogspot.com/2010/11/bondage-bdsm-tango.html

So, und nun zu mir: Man kann zu bondage stehen wie man mag. Das ist wie mit einem Buch. Ich kann es aufschlagen, oder nicht. Ich kann ein Stückchen lesen, und es dann zuklappen, wenn es mir nicht gefällt. Ich kann trotzdem weiterlesen, um herauszufinden, ob ich eine neue Erfahrung machen kann, um zu wissen worum es überhaupt geht, damit ich gegebenenfalls eine fundierte Meinung zum Thema haben kann. Auch wenn es mir nicht gefällt. Niemals aber sollte man das Buch verbrennen!!! Das hatten wir doch schon, Bücherscheiterhaufen. Etwas zu verteufeln, wovon man keine Ahnung hat, ist aus meiner Sicht schlicht dumm. Klar muss mir nicht alles gefallen, klar muss ich mich nicht mit jedem Scheiß auseinandersetzen, aber dann halte ich auch die Klappe.

Ich, zum Beispiel, war noch nie auf einem encuentro, und ich will da auch nicht hin, aber ich würde niemals sagen, dass das ein fader Schaaaas ist, zumindest nicht öffentlich. Denn es gibt offensichtlich viele Menschen, denen es da gefällt und denen gönn ich ihre Freude von Herzen. Mir fiele auch nicht ein zu sagen : „Braucht der moderne Tango das, wo doch Tango im HIER und JETZT stattfindet? Muss der Tango heute, 2019, das auch noch ertragen, dass Damen und Herren getrennt sitzen müssen, dass ich nicht einfach fragen darf: Magst mit mir tanzen?, dass ich nur EdO hören darf…….“ Nein, das fiele mir nicht ein, denn: jedem Tierchen sein Pläsierchen!!!!

Zurück zu shibari bondage: es geht auch hier um Führen und Folgen, es geht um Vertrauen und Verantwortung, es geht um Geben und Nehmen, um Loslassen und Halten. Innere und äußere Räume, Grenzen und die Erweiterung derselben. Es ist eine Kunstform geworden (die niemals etwas mit Vergewaltigung, wie ein Kommentator meinte, zu tun haben darf) , die sicher nicht Jedermanns Sache ist, die aber gewiss niemand beURTEILEN kann, der es nicht ausprobiert hat. Dass man es nur mit jemandem ausprobieren kann, dem man absolut vertraut, versteht sich von selbst. Das heißt in meinem Fall: mein Mann. https://www.flickr.com/photos/werk-2at/albums/72157634902297992

Dass diese Bilder auf unserem Flickr Account mit Abstand die höchsten Zugriffszahlen haben liegt sicher am Fremdgruseln, gell? Meist sind die, die am lautesten schreien, auch die, die am neugierigsten sind, was skandalöse Abartigkeiten betrifft …..da gäbe es dann auch noch ein Video, ein summit aus etlichen Jahren hier: http://tan-do.net/atango/2016/12/17/ueber-die-schwelle-getreten/

Wie ihr wisst, sind wir ja auch XPT Die Neolonga, und eine Nummer die IMMER gut KOMMT ist:

und klar 50 shades of grey …. keiner hats gesehen und keinem gefällt der Schweinekram – lol!!! Also zumindest die Musik gefällt mir und unseren TänzerInnen schon 🙂

Ich möchte hier noch gerne den geschätzten Bloggerkollegen aus Berlin Thomas Kröter mit seinem zugehörigen Artikel verlinken, zum einen weil ich seine Arbeit sehr mag, zum anderen, weil er sich, mit eigenen Worten, so schwer getan hat mit dem Artikel 😉 : http://kroestango.de/aktuelles/von-fesseln-und-farben/

Zum Schluss will ich noch sagen: Lasst doch Jedem seine Freud, solang er /sie niemand damit verletzt, oder sonst wie beschädigt. Wir sind alle schon erwachsen und wissen hoffentlich, was wir tun. Diversity ist doch ein Modewort unserer Zeit, lasst uns die doch leben, auch beim Tango !!!!

Ich wünsch euch, wie immer, viele schöne Tangos….

Herzlichst

Eure

Alessandra

SyS

One thought on “Butter bei die Fische – Bondage, Loftbestien und Tangopäpste

  1. Tango ist Weltkulturgut. Nicht weil es stehen bleibt, Sondern weil es sich immer weiter entwickelt.
    Non-tangos sind normale Musikstücke, bei denen der candombe beat (go-go-stop oder quick-quick-slow) klar herausgehört werden kann – das macht sie leicht tanzbar. Die meisten Tänzer lieben non-tangos in dem Musikstil, den sie auch normalerweise hören, und „normale“ Musik bietet sich besonders an, Anfänger zum Tanzen zu kriegen: wenn sie die Musik kennen, finden sie den Beat wesentlich leichter als in komplexen klassischen Tangos. Gute Tänzer mögen non-tango, weil er rhythmische Abwechslung bietet – und man so richtig schön experimentieren kann.

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